Das Endocannabinoidsystem

Das Endocannabinoidsystem ist ein komplexes Netz aus Rezeptoren und Cannabinoiden, welches wichtige Prozesse in unserem Körper beeinflusst. Die Rezeptoren befinden sich hauptsächlich im Zentralen Nervensystem und in Zellen des Immunsystems.

 

Die Cannabispflanze ist eine beeindruckende medizinische Pflanze. Der Grund dafür sind die darin enthaltenen Cannabinoide. Grundlegend sind Cannabinoide eine Klasse von chemischen Verbindungen, die die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren in Zellen des menschlichen und tierischen Körpers beeinflussen und dadurch Botenstoffe im Gehirn verändern können, die dann freigesetzt werden. Es gibt mindestens 113 bereits isolierte Cannabinoide von der Hanfpflanze, die verschiedene Wirkungen aufweisen. Diese werden „Phytocannabinoide“ genannt und sind dabei im Ölharz der Cannabisblätter und Knospen konzentriert. „Phyto“ ist ein Präfix für „aus Pflanzen stammend“. Mit diesem Begriff werden die Elemente von Naturprodukten klassifiziert, die in der Lage sind, mit den Cannabinoid-Rezeptoren des Körpers zu interagieren oder chemische Ähnlichkeit mit Cannabinoiden teilen.

 

Das Cannabis wirkt auf das Cannabinoidsystem des menschlichen Körpers, dessen Rezeptoren überall im gesamten Gehirn und im Körper verteilt sind. Auf diese Rezeptoren wirken ebenfalls körpereigene Moleküle, die im Gegenzug „Endocannabinoide“ genannt werden. CBD, CBN und THC passen hierbei wie ein Schloss und ein Schlüssel in vorhandene Rezeptoren. Somit werden physiologische Prozesse beeinflusst, die die Schmerzmodulation und den Appetit beeinflussen sowie entzündungshemmende Wirkungen und andere Reaktionen des Immunsystems hervorrufen. Das Endocannabinoidsystem umfasst dabei zwei Arten von Rezeptoren. CB1 und CB2, die unterschiedliche Funktionen für Gesundheit und Wohlbefinden erfüllen.

CB1 und CB2-Reptoren

CB1 Rezeptoren sind vorwiegend in den Nervenzellen zu finden. Im zentralen Nervensystem haben die CB1-Rezeptoren die Aufgabe, die Über- oder Unteraktivität der Neurotransmitter im Gehirn auszubalancieren. Neurotransmitter sind Botenstoffe wie beispielsweise Serotonin, Dopamin, Glutamat oder Noradrenalin.

 

CB2-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich in den peripheren (insbesondere in zell-assoziierten) Organen des Immunsystems. Außerdem war dieser auf Zellen nachweisbar, die am Knochenaufbau (Osteoblasten) und dem Knochenabbau (Osteoklasten) beteiligt sind.


Was passiert im Körper, wenn Cannabis konsumiert wird?

Wenn wir Cannabis konsumieren, gelangen die Inhaltsstoffe der Pflanze in unseren Blutkreislauf und werden im Körper verteilt, wo sie mit speziellen Cannabinoidrezeptoren, CB1 und CB2, interagieren. Diese Rezeptoren kommen im gesamten Körper vor, einschließlich in Gehirn, Wirbelsäule, Lungen, Nieren und im gastrointestinalen Immun- sowie im zentralen Nervensystem. Diese Rezeptoren bilden einen Teil des Endocannabinoid-Systems (ECS), das daran beteiligt ist, eine Vielzahl physiologischer Prozesse zu regulieren, einschließlich Appetit, Schmerzregulation, Stimmung und Gedächtnis.

Unser Körper ist in der Lage, seine eigenen Cannabinoide zu produzieren: Anandamid und 2-Arachidonylglycerol (2-AG), die sowohl mit den CB1 als auch mit den CB2 Rezeptoren in unserem Körper interagieren.

 

Anandamid wird beispielsweise produziert, nachdem man trainiert hat und ist möglicherweise für die verspürte Euphorie und die gesenkte Schmerzsensitivität verantwortlich, von denen viele Menschen nach einem Training berichten. Ebenso wie Anandamid und 2-AG, interagieren auch THC und andere Cannabinoide mit den Cannabinoid-Rezeptoren in unserem Körper und lösen verschiedenste Wirkungen aus, die mit dem Konsum von Cannabis assoziiert werden. Oft wird dies mit einer Schlüssel-Schloss Analogie beschrieben: Die Rezeptoren in unseren Körpern sind das Schloss und die Inhaltsstoffe des Cannabis (oder auch die körpereigenen Cannabinoide des Endocannabinoid-Systems) die Schlüssel.

Was sind synthetische Cannabinoide?

Der Begriff „Synthetisches Cannabis“ bezieht sich auf eine breite Palette von Chemikalien, von denen in der Vermarktung behauptet wird, sie würden den Verbindungen ähneln, die man im Cannabis findet. Synthetisches Cannabis wirkt nicht so wie das „echte“ Cannabis. Das liegt an den zusätzlichen Chemikalien und Ölen, die in den Pflanzen zu finden sind. Diese essenziellen Öle und Chemikalien geben den Pflanzen ihren Geruch und Geschmack. Man nennt sie Terpene und Flavonoide.

Die bekanntesten Endocannabinoide

Endocannabinoide sind an der Regulation vielfältiger Funktionen im Zentralnervensystem (bspw. bei der Bewegung, Aufnahme von Nahrung, Regulation des Appetits, Verarbeitung von Schmerzen und Emotionen) beteiligt, aber auch an der Zell-Zell-Kommunikation im Immunsystem und der Regulation von Proliferation und Zelltod. Medikamente zum Eingriff in dieses System sind derzeit kaum verfügbar, könnten aber in Zukunft eine sehr wirksame Option zur Immunmodulation und Tumortherapie darstellen.

Anandamid (Arachidonylethanolamid)

Anandamid (N-Arachidonoylethanolamin oder AEA), ist ein Neurotransmitter und Cannabinoid, das natürlicherweise durch den menschlichen Körper produziert wird. Es hat eine sehr ähnliche molekulare Struktur wie Tetrahydrocannabinol (THC), die wichtigste psychoaktive Verbindung der Cannabispflanze. Es wird im Körper in Zellmembranen und Geweben produziert. Dabei wird es aus N-Arachidonoylphosphatidylethanolamin synthetisiert und durch ein als Fettsäureamidhydrolase (oder FAAH) bekanntes Enzym aufgebrochen, so dass Ethanolamin und Arachidonsäure entstehen. Anandamid interagiert mit den CB1- und CB2-Rezeptoren im Gehirn und gilt als zerbrechliches Molekül, da es schnell abgebaut werden kann. Anandamid wird in jenen Teilen des Gehirns synthetisiert, die an der Funktion von Gedächtnis, Motivation, höheren Denkprozessen und der Bewegungssteuerung beteiligt sind. Es spielt auch eine wichtige Rolle in vielen physiologischen Prozessen, wie dem Umgang mit Schmerzen, Appetit und Fruchtbarkeit.

2-Arachidonylglycerol

2-Arachidonylglycerol (2-AG) ist ein Endocannabinoid, das die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 aktiviert. Es ist der Ester aus Arachidonsäure und Glycerol. 2-AG ist im Hirngewebe in deutlich höheren Konzentrationen als AEA vorhanden und wird an wichtigen Kreuzungsstellen des Lipidstoffwechsels produziert. Es stimuliert das Knochenwachstum durch indirekte Hemmung des adrenergen Systems und Aktivierung von CB2-Rezeptoren. Zudem wirkt es durch Aktivierung von CB1-Rezeptoren sich neuroprotektiv auf das Gehirn aus.

Arachidonylethanolamid

Virodhamin, auch als O-Arachidonylethanolamid bekannt, ist ein Neurotransmitter und Endocannabinoid, welches als Cannabinoid-Rezeptor-CB1-Antagonist sowie CB2-Agonist wirkt.

Die wichtigsten Cannabinoide im Überblick

Delta-9-Trans-Tetrahydrocannabinol (THC)

THC (oder Delta-9-Tetryhydrocannabinol) ist als der primäre psychoaktive Wirkstoff in Cannabis. Es ist der hauptsächlich rausch-bewirkende Inhaltsstoff der Hanfpflanze, weshalb es in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt. Es ist wichtig anzumerken, dass das rohe/lebende Cannabis kein THC enthält. Stattdessen enthält es THCA, oder Tetrahydrocannabinolsäure, einen nicht-psychoaktiven Cannabiswirkstoff. Während der Aushärtung (Decarboxylierung) und Trocknung von Cannabis wandelt sich THCA langsam in THC um. Hitze beschleunigt diesen Prozess. Das ist auch der Grund, warum wir Cannabis erhitzen (entweder durch Entzünden oder Rauchen). THCA ist ein kaum verstandenes Cannabinoid. Jedoch hat es laut der aktuellen Forschung ein immenses, medizinisches Potenzial und könnte dabei helfen, Arthritis, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Übelkeit/Appetitlosigkeit zu behandeln Wenn wir Cannabis konsumieren, gelangen die Inhaltsstoff der Pflanze in unseren Blutkreislauf und werden im Körper verteilt, wo sie mit speziellen Cannabinoidrezeptoren, CB1 und CB2, interagieren. Diese Rezeptoren bilden einen Teil des Endocannabinoid-Systems (ECS), das daran beteiligt ist, eine Vielzahl physiologischer Prozesse zu regulieren, einschließlich Appetit, Schmerzregulation, Stimmung und Gedächtnis. Es ist wichtig anzumerken, dass THC Menschen auf sehr unterschiedliche Weise beeinflussen kann. Während es auf manche Menschen beruhigend wirkt, kann es bei anderen Ängste auslösen. Ähnlich macht es den ein oder anderen schläfrig, während andere davon nervös und ruhelos werden.

Cannabidiol (CBD)

CBD oder Cannabidiol ist eines von mindestens 113 Cannabinoiden, die man in Cannabis identifiziert hat. Wie andere Cannabinoide, interagiert auch CBD mit unserem körpereigenen Endocannabinoid-System, wenn wir ein Cannabisprodukt einnehmen. Im Gegensatz zu THC (oder Tetrahydrocannabinol) ist CBD ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, was bedeutet, dass es kein “High” auslöst. Es ist das zweithäufigste Cannabinoid in Cannabis und tritt für gewöhnlich in höherer Konzentration in Cannabis sativa Hanfpflanzen auf, die natürlicherweise auch niedrigere Konzentrationen von THC enthalten.

Tetrahydrocannabinolsäure (THCA)

Δ9-Tetrahydrocannabinolsäure A (THCA-A), die biogenetische Vorläufersubstanz des psychoaktiv wirksamen THC, ist selbst nicht psychoaktiv wirksam und ist der Hauptbestandteil der Cannabinoidfraktion in frischem Cannabis-Pflanzenmaterial

Tetrahydrocannabivarin (THCV)

Tetrahydrocannabivarin hat eine vergleichbaren Aufbau wie THC und bindet sich auch an CB1- & CB2 Rezeptoren. THCV ist ein natürliches Phytocannabinoid, welches dem THC ähnelt. Es wirkt leicht psychoaktiv und antagonistisch (hemmend) auf die CB1 und CB2 Rezeptoren des menschlichen Nerven- und Immunsystems. Aktuell wird untersucht, ob THCV den Appetit zügelt und so gegen Übergewichtigkeit eingesetzt werden kann. THCV kommt in vielen Cannabissorten, insbesondere bei afrikanischen Landrassen vor. Es kann einige Effekte des THC verstärken, anderen wie z.Bsp. eventuell auftretende Angstzustände entgegenwirken.

Cannabidiolsäure (CBDA)

Während des Wachstums der Cannabispflanze wächst werden natürliche Säuren wie das THCA oder das CBDA produziert. Frisch geernteter Hanf und CBD-reiche Sorten enthalten viel Karbonsäure, und damit CBD-Säure. Durch Erhitzen oder Katalysieren der CBD-Säure wird die Säure zu CBD umgewandelt, und der CBD-Gesamtgehalt wird erhöht.CBD-Säure ist bekannt als ein starker Entzündungshemmer. Neuere Studien zeigen, dass CBDS vielversprechend ist und mehr positive Eigenschaften bietet als nur CBD alleine.

Cannabidivarin (CBDV)

CBDV ist ein nicht psychoaktives Phytocannabinoid, welches in der Cannabis Pflanze vorkommt. Es ist ein Homolog des CBD, deren Molekülstruktur sich ähneln. CBDV konnte in höherer Konzentration in indischen Landrasssen-Indicas nachgewiesen werden. CBDV wird zur Zeit von der Firma GW Pharmaceuticals untersucht, da es antiepileptisch und krampflösend wirken soll.

Cannabichromen (CBC)

CBC ist das am zweithäufigsten vorkommende Cannabinoid im Cannabis. Durch die Umwandlung von Enzymen aus dem Vorgängerstoff CBG entsteht CBC. CBC wirkt anders als THC nicht psychoaktiv. Einige Therapeutische Wirkungen des CBC wurden bisher in Tierversuchen nachgewiesen. Es wirkt nicht selber schmerzlindernd, unterstützt aber die Wirkung von THC und wirkt beruhigend. In einer Studie an Mäusen, konnte eine antidepressive Effekt festgestellt werden. Außerdem wurde eine antibiotische Wirkung gegen Bakterien belegt, die als resistent gegenüber klassischen Antibiotika gelten.

Cannabinol (CBN)

CBN wirkt minimal halluzinogen. CBN ein dabei ein Abbauprodukt von THC. CBN wirkt vermutlich schwach antagonistisch (hemmend) auf die CB1- und CB2 Rezeptoren des menschlichen Nerven-und Immunsystems. CBN wirkt beruhigend, antibakteriell, augeninnendrucksenkend.

Cannabigerol (CBG)

Cannabigerol ist ein Phytocannabinoid, welches in einigen Nutzhanfsorten vorkommt. Es wirkt nicht psychoaktiv und ist daher nicht verboten. Die Konzentration von CBG ist bei Indicadominaten Pflanzen höher als bei Sativas. Außerdem konnte in bestimmten, höher gelegenen Regionen, Hanfpflanzen Phänotype gefunden werden, die einen sehr hohen Wert (bis zu 94%) an CBG beinhalteten. Aufgrund der Wirkung von CBG ist bei diesen Pflanzen die THC Konzentration sehr gering. Es wird angenommen, das CBG sich an die CB1 Rezeptoren des menschlichen Endocannabinoidsystems andockt und dort antagonistisch (hemmend) gegenüber Cannabinoiden wie THC wirkt. Es wird auch angenommen, das es auf CB2 Rezeptoren wirkt. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, das CBG bei Darmkrankheiten die Entzündungen einschränkt, Schmerzen lindert, Bakterien tötet, den Augeninnendruck senkst und gegen Übelkeit & Erbrechen wirken kann.

Cannabicyclol (CBL)

Über CBL oder dessen Potenzial in der Medizin ist wenig bekannt. Zumeist wurden Struktur und Biosynthese des Moleküls erforscht; die wenigen Studien über seine medizinischen Anwendungen lieferten keine interessanten Ergebnisse. CBL besitzt einen molekularen Aufbau, die es mit vielen anderen Cannabinoiden gemeinsam hat, einschließlich THC, CBD, CBC und CBG. Doch in Bezug auf die Anordnung ihrer Atome weicht die Struktur all dieser Moleküle geringfügig voneinander ab, was zu signifikanten Unterschieden bei ihren Effekten führt. Man weiß, dass es sich bei CBL um ein Abbauprodukt von Cannabichromen (CBC) handelt. Dieses Cannabinoid hat kein psychoaktives Potenzial; ob es darüber hinaus eine Affinität zu den Cannabinoidrezeptoren hat, ist nicht bekannt.